Wir möchten Ihnen ein Unternehmen vorstellen, das wir seit vielen Jahren begleiten: Die STI Security Training International GmbH mit Hauptsitz im hessischen Flörsheim am Main, zwischen Mainz und Frankfurt. Geschäftsführer Wolfgang Glassner gibt in einem Interview Einblicke in die Zusammenarbeit und die agile Transformation bei STI.
Herr Glassner, Sie gehen Ende 2021 in den Ruhestand und wir freuen uns sehr, dass Sie sich die Zeit nehmen für eine kleine Zwischenbilanz unserer bisherigen Zusammenarbeit!
Das erste gemeinsame Projekt liegt fast 8 Jahre zurück, es ging damals um das iterative Projektmanagement für ein konkretes Produkt, nämlich die Umstellung eines Computer Based Trainingssystems auf eine webbasierte Lösung. Was waren die „Pain Points“ bei STI, dieses Entwicklungsprojekt anders angehen zu wollen und warum hatten Sie nach externer Unterstützung gesucht?
Wir hatten damals einen Entwicklungsplan erstellt, um unser Hauptprodukt OTS* als Onlinelösung anbieten zu können. Gemäß Plan hätte die Entwicklung viele Monate in Anspruch genommen. Das war aufgrund der Marktsituation absolut inakzeptabel, weshalb wir nach anderen Lösungsmöglichkeiten gesucht haben. Letztendlich hat mein damaliger technischer Leiter den Vorschlag gemacht, es mal mit agiler Softwareentwicklung zu versuchen und den Kontakt zu Matthias Pauers bei Teamprove hergestellt.
*Anmerkung: Die Trainingssoftware OTS (Operator Training System) zählt weltweit zu den führenden Produkten auf dem Gebiet der Röntgenbildinterpretation und wird in den Bereichen Aviation, Industrie und kritische Infrastruktur eingesetzt, um Personal effizient zu trainieren und ihre Fähigkeiten schulen, Gefahrensituationen schnell und vor allem richtig zu erkennen.
Hatte das iterative Pilotprojekt den gewünschten Erfolg und können Sie sich an konkrete „Aha-Erlebnisse“ erinnern?
Ja, das Pilotprojekt verlief absolut erfolgreich. Der Aha-Effekt war, dass wir durch das gezielte Angehen wesentlicher Entwicklungsteile sehr schnell eine Version auf dem Tisch hatten, die wir tatsächlich auch schon unseren Kunden anbieten konnten. Sicherlich noch nicht komplett, aber bereits mit einem großen Kundennutzen und somit auch direkt produktiv einsetzbar.
Rückblickend war dieses erste Projekt der Anstoß für eine agile Transformation Ihrer gesamten Produktentwicklung. Welche Ziele bzw. welche Vision hatte die Transformation und würden Sie heute sagen, dass diese erreicht wurden? Was konnten Sie verbessern?
Die erfolgreiche Umsetzung des Pilotprojekts hat dazu geführt, dass wir bei STI generell auf agile Produktentwicklung umgestiegen sind. Diese Herangehensweise hat natürlich unsere Ziele verändert und es ist die Vision gereift, zukünftig schneller auf Bedürfnisse des Marktes reagieren zu können. Auch wenn es uns sicher nicht immer perfekt gelungen ist, haben wir dieses Ziel grundsätzlich durchaus erreicht.
Matthias Pauers erwähnte eine Anekdote, dass eine User Story speziell als “Weihnachtsgeschenk” für Sie formuliert wurde. Um was ging es da?
Ich denke Herr Pauers meint damit meinen Spruch, dass ich mich für die betagte Benutzeroberfläche unserer in die Jahre gekommenen NEOS Lösung (e-learning Plattform) nicht mehr „schämen“ wollte. Deshalb wurde damals als Ziel ausgegeben, bis Weihnachten quasi als mein Weihnachtsgeschenk die neue Lösung fertig zu haben – was auch gelungen ist und ich mich nicht mehr „schämen“ musste :-)
Im Zusammenhang mit agiler Transformation ist meist gleichzeitig von einer neuen Unternehmens- und Führungskultur die Rede. Was hat sich am Teamwork bei STI und vielleicht auch an Ihrem Führungsstil verändert?
Sicher hat die neue Arbeitsweise in unserem Unternehmen generell etwas bewirkt. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass auch interne in die Produktentwicklung involvierte Stakeholder stärker eingebunden wurden. Das hat zu besserer Transparenz und damit zu besserer Zusammenarbeit geführt. Und unbewusst hat es möglicherweise auch meinen Führungsstil verändert.
Change ist ein nicht immer einfacher und bequemer Prozess. Gab es in Ihrem Team oder beim Management Skepsis oder Widerstand? Oder gab es Veränderungen, die Sie als besonders schwierig oder langwierig empfunden haben?
Für den einen oder anderen Mitarbeiter war es sicher schwierig, verstärkt selbst gefordert zu sein, sich mehr einzubringen. Grundsätzlich betrachte ich das als einen fortwährenden Prozess, der auch an der einen oder anderen Stelle immer wieder Überzeugungsarbeit bedarf. Fortschritt heißt auch Veränderung, ohne die ein Unternehmen in der heutigen Zeit aus meiner Sicht nicht überlebensfähig ist.
Die Zusammenarbeit mit Teamprove wurde im Lauf der Jahre über die Begleitung der Produktentwicklung hinaus auf weitere Bereiche ausgeweitet, von Strategieworkshops über die Stärkung der Kundenzentrierung im Vertrieb bis hin zum Aufbau des Produktmanagements. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Teamprove und Matthias Pauers?
Allein die Tatsache, dass wir die Zusammenarbeit mit Teamprove auf mehrere Bereiche in unserem Haus ausgedehnt haben, zeigt wie sehr ich die Zusammenarbeit mit Teamprove und insbesondere mit Herrn Pauers schätze. Seine Sichtweise der Dinge, besonders sein Blick „von außen“ auf unser Unternehmen, hat uns in verschiedenen Workshops immer wieder vorangebracht. Auch meine Nachfolger im Management werden sicher daran festhalten und der nächste wichtige Strategieworkshop ist für das kommende Jahr schon fest in Planung.
Auch Executive Coaching ist Teil der engen Zusammenarbeit zwischen STI und Teamprove. Sie und Ihr Nachfolger Holger Heldmann nennen diese Sessions „Zeit fürs Wesentliche“ – wie haben Sie davon profitiert?
Nachdem feststand, dass mein Kollege Holger Heldmann meine Nachfolge im Unternehmen antritt, war es notwendig einen Plan zu entwickeln, wie er sich aus seinen bisherigen Verantwortlichkeiten lösen kann und die Aufgaben als zukünftiger Geschäftsführer übernimmt. Hier hat uns Herr Pauers als Coach unterstützt und wir haben in den Sessions „Zeit fürs Wesentliche“ genau die wesentlichen Punkte herausgearbeitet, wie wir unser Ziel möglichst effizient erreichen. Jetzt, kurz vor der offiziellen Übergabe, habe ich ein gutes Gefühl und bin zuversichtlich, dass unser Unternehmen auch in den nächsten Jahren in guten Händen ist.
Stichwort Lernende Organisation: Welche Next Steps haben Sie bzw. Holger Heldmann für die weitere Entwicklung im Produkt- und Projektmanagement geplant?
Wir haben in Workshops herausgearbeitet, was das Produkt- und Projektmanagement in unserem Unternehmen leisten muss. Als Next Step planen wir die Stelle eines Product Owners zu besetzen. Wir haben gemeinsam erarbeitet, wer die Stakeholder sind und welchen Einfluss sie auf unsere Produkte nehmen – was als Ergebnis dem Product Owner als Basis dient, in welchem Umfeld er sich bewegen muss. Das ist ein nächster großer Schritt, um unsere Produkte kunden- und marktorientiert weiterzuentwickeln und unsere Position im Markt nicht nur zu festigen. Der Schritt macht den Prozess mit unserer neuen Kollegin in der Abteilung IT Solutions und unserem neu aufgestellten Vertrieb rund.
Und noch eine letzte Frage: Welche Tipps würden Sie Unternehmen mitgeben, die noch unentschlossen sind, ob sie agile Methoden einsetzen sollen?
Flapsig gesprochen würde ich sagen: Nicht lange überlegen, sondern einfach machen! Aber nochmals ernsthaft: Aufgrund unserer Erfahrungen kann ich es nur jedem Unternehmen, das über agile Methoden nachdenkt, empfehlen, es anzugehen. Der erste Schritt ist sicher nicht einfach und aus unserer Erfahrung ist es auch absolut empfehlenswert, Know-how von „außen“ einzubeziehen. Eine Möglichkeit ist es, klassische Unternehmensberater zu engagieren, die das Unternehmen zuerst lange und damit teuer analysieren und Handlungsvorschläge erarbeiten. Wir haben mit Teamprove auf einen anderen Ansatz gesetzt, nämlich lieber zügig in dem Bereich zu starten, wo wir die größten Schmerzen hatten – und waren damit erfolgreich. Mit den in der Softwareentwicklung gemachten Erfahrungen konnten wir die agilen Methoden dann auch in anderen Bereichen einsetzen.
Herr Glassner, wir bedanken uns herzlich für fast 8 Jahre intensive, spannende und partnerschaftliche Zusammenarbeit und wünschen Ihnen alles Gute für Ihren wohlverdienten Ruhestand!
Wolfgang Glassner ist Geschäftsführer der STI Security Training International GmbH. Seit 2001 bietet die STI Security Training International GmbH ihren Kunden Dienstleistungen rund um das Thema Sicherheit. Das Angebot der STI GmbH in den vier Geschäftsbereichen Training, E-Learning, Consulting & Screening besteht aus Präsenzseminaren, Online-Schulungen, Softwarelösungen, Sicherheitsberatung und weiteren Dienstleistungen für Aviation, Supply Chain, Industry, Critical Infrastructure & Maritime. Mit Standorten in Flörsheim/Main, Frankfurt-Hahn, Paderborn und Dubai und über 200 Mitarbeitern ist die STI GmbH in mehr als 70 Ländern aktiv.
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